B4 - Brand Silo (kein Gefahrstoff)

Thannhausen - Mühlstraße

Am Donnerstagmorgen wurden wir gemeinsam mit den Feuerwehren aus Bayersried, Oberrohr, Krumbach und Ziemetshausen, sowie dem THW Krumbach zu einem gemeldeten Silobrand in einer Futtermittelfirma alarmiert. Vor Ort wurden unsere Kräfte durch einen Mitarbeiter eingewiesen. Es zeigte sich, dass es im Bereich einer Förderanlage, welche das Mahlgut in die Silos befördert zu einem Temperaturanstieg gekommen war. Die Höchstwerte lagen hierbei bei bis zu 500°C. Zur Kühlung der Anlage wurde umgehend ein erster Atemschutztrupp im Kellergeschoss eingesetzt. Weitere Trupps erkundeten die Förderanlage mit der Wärmebildkamera, welche sich bis zum siebten Obergeschoss des Firmengebäudes erstreckt. Hierbei konnte auch in dem Anlagenbereichen unmittelbar vor dem Silo eine erhöhte Temperatur festgestellt werden, sodass bereits zu diesem Zeitpunkt davon auszugehen war, dass in das Silo entzündetes Mahlgut gelangt war. Zur Brandbekämpfung in den oberen Anlagenteilen wurden mehrere CO²-Löscher eingesetzt. Zeitgleich zu diesen Maßnahmen wurde die Einsatzleitung mit mehreren Einsatzleitwagen aufgebaut und eine Wasserentnahme aus der Mindel vorbereitet. Zudem wurde unsere Drehleiter an dem Gebäude positioniert, um über diese die Wasserversorgung im siebten Obergeschoss des Gebäudes sicher zu stellen.

Aufgrund des Schwelbrandes in dem Silo konnten die Arbeiten im oberen Anlagebereich größtenteils ausschließlich unter Atemschutz durchgeführt werden. Um ausreichend Pressluftatmer an der Einsatzstelle zur Verfügung zu haben wurde die CBRNE-Einheit des Landkreises Günzburg alarmiert. Diese verfügt unter anderem über mehrere Mehrgasmessgeräte, sowie einen Gerätewagen-Atemschutz welcher mit 26 Atemschutzgeräten bestückt ist. Zudem wurde eine Abrollbehälter mit Sonderlöschmitteln der Feuerwehr Günzburg nachgefordert. Dieser brachte weitere CO²-Flaschen an die Einsatzstelle, welche zur Brandbekämpfung in dem Silo eingesetzt wurden. Ziel der Einleitung des CO² in das Silo war das Feuer zu ersticken, da eine Entleerung aufgrund der Gefahr einer Staubexplosion nicht möglich war. Währenddessen wurde kontinuierlich die Atmosphäre im Bereich des betroffenen Silos mit den Mehrgasmessgeräten kontrolliert. Da nach einiger Zeit auch die CO²-Vorräte der Feuerwehr Günzburg erschöpft waren, wurde zusätzlich ein Abrollbehälter der Berufsfeuerwehr Augsburg angefordert, welcher weitere CO²-Flaschen an die Einsatzstelle brachte. Mit diesen wurde fortlaufend das Silo mit Kohlenstoffdioxid beaufschlagt.

Zwischenzeitlich konnten einige Kräfte von der Einsatzstelle abrücken. Nachdem jedoch im weiteren Einsatzverlauf ein rascher Temperaturanstieg in dem Silo auf etwa 80°C festgestellt wurde, mussten auch diese Einheiten unserer Wehr im Laufe des Nachmittages erneut alarmiert werden. Während des gesamten Einsatzverlaufes wurden mehrmals Feuerwehren mit Atemschutzgeräteträgern nachgefordert.

Um den Brand in dem Silo löschen zu können wurde entschieden, dieses mit Stickstoff zu fluten, welcher den Sauerstoff der für die Verbrennung benötigt wird, verdrängt. Hierzu wurde ein Tanklastzug mit Stickstoff von einer Privatfirma organisiert. Zudem wurde die Berufsfeuerwehr Regensburg alarmiert, welche einen Abrollbehälter mit einem Verdampfer besitzt, dieser wird zur Einleitung des Stickstoffes in das Silo benötigt. Gegen 21.00Uhr waren diese Gerätschaften einsatzbereit, sodass mit der Befüllung begonnen werden konnte. Gegen 3.00Uhr des Folgetages wurde in dem Silo eine Sauerstoffkonzentration von unter 2 Vol.-% (In der Umgebungsluft beträgt der Sauerstoffgehalt etwa 21 Vol.-%) erreicht. Dieser Wert musste nun für 48h gehalten werden. Hierzu waren permanent mindestens 10 Einsatzkräfte vor Ort, welche die Atmosphäre in dem Silo überwachten und nach Bedarf weiteren Stickstoff einleiteten. Gegen 0Uhr in der Nacht von Samstag auf Sonntag konnten erstmal sämtliche Feuerwehrkräfte von der Einsatzstelle abrücken.

Am Sonntag gegen 8Uhr rückte der Löschzug unsere Wehr, sowie die CBRNE-Einheit des Landkreises erneut zu dem Firmengelände an, um den Brandschutz während der Entleerung des Silos sicherzustellen. Dieser Vorgang war gegen 11Uhr beendet.

Somit konnte 78h nach der Erstalarmierung der Einsatz beendet werden und sämtlich Kräfte zum Gerätehaus zurückkehren.

Im gesamten Einsatz wurden etwa 250 Feuerwehrdienstleistende eingesetzt. Zudem war der Rettungsdienst über einen langen Zeitraum mit einem RTW zur Absicherung der Einsatzkräfte vor Ort. Für die Brandbekämpfung und Messaufgaben kamen über 200 Atemschutzgeräte zum Einsatz. Zudem erfolgte im Hintergrund ein immenser Logistikeinsatz um die Verpflegung der Einsatzkräfte, sowie den Nachschub an Atemschutzausrüstung sicher zu stellen und die Aufstellung der Brandwache über den Zeitraum von mehreren Tagen zu organisieren.


Einsatzart Brand
Alarmierung 056/23
Einsatzstart 20. Juli 2023 05:24
Mannschaftstärke 36
Einsatzdauer 78:15h
Fahrzeuge Einsatzleitwagen
Mannschaftstransportwagen
DLK 23/12
LF 16/12
MLF
V-LKW
GW
SWA 1000
Lichtmastanhänger
Alarmierte Einheiten FF Thannhausen, FF Burg, FF Bayersried-Ursberg-Premach, FF Münsterhausen, FF Jettingen, FF Günzburg, FF Ziemetshausen, FF Balzhausen, FF Kirchheim, FF Oberrohr, FF Edelstetten, FF Neuburg an der Kammel, FF Krumbach, BF Augsburg, BF Regensburg, THW Krumbach, FF Babenhausen, FF Aletshausen, CBRNE-Einheit Landkreis Günzburg
Alarmierungsart DME Th.Dst01, Th.12/1, Th.Gruppe1, Th.Gruppe2, Th.Gruppe3, Th.Vollalarm